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Das Fürstengrab auf der Goldkiste

 Das Fürstengrab auf der Goldkiste, KI generiertes SymbolbildAuf steiler Anhöhe über dem lieblichen Kottenbachtal, nordöstlich des Städtleins Biedenkopf erhebt sich die "Goldkiste".

Der Sage nach soll dort ein alter Kattenfürst mitsamt seinen reichen Schätzen an blanken Waffen und gleißendem Gold begraben sein. In einer schweren Kiste aus edlem Metall, mit kostbaren Steinen geziert, ruht er unter dem Schutz mächtiger Felsblöcke, die sein Gefolge darüber auftürmte, um frevelhafte Neugier und Habsucht fernzuhalten.
Der Berggeist Isbert, ein tückischer Kobold, mit einer Schar boshafter Gnomen halten Wacht über den Hort und spielen jedem Menschen, den sein Weg in die Nähe führt, üble Streiche, um ihm das Wiederkommen zu verleiden. 

Nur Sonntagskinder sind überhaupt dazu berufen, den Schatz zu finden und zu heben, wenn sie den rechten Augenblick erfassen. 
Dazu gehörte auch ein Mann aus Eifa, der vor Jahren nachts beim Rückmarsch von Biedenkopf zum Abkürzen die alte Eifaer Straße über die Goldkiste und den Eschborn ging. 
Hierbei sah er auf einmal seitab im Walde ein ganz seltsames Leuchten und Funkeln wie von einem kleinen Feuer und schlich sich vorsichtig näher, um zu sehen, was zu so später Stunde an diesem Ort sein Wesen treibe. Je näher aber er dem Glitzern kam, desto unheimlicher wird ihm zu Mute, weil er nirgends etwas von einem Menschen bemerken konnte und schließlich sprach er laut vor sich hin: "Allmächtiger Herrgott, wos es da do äjendlich los", und wollte gleichzeitig auf den Weg zurück. Im selben Augenblick hörte er aber ein schaurig gellendes Hohngelächter und erhielt einen solchen Schlag gegen den Kopf, daß ihm Hören und Sehen verging.
Erst am hellen Tage kam er wieder zu sich und erblickte an der Stelle des nächtlichen Feuers nur mächtige Felstrümmer. Zu spät erst fiel ihm nun ein, daß er kein Wort hätte sprechen dürfen, sondern sein Messer oder seinen Hut in den Lichtschein hätte werfen müssen, um als Sonntagskind die Macht der bösen Geister zu brechen und durch den Schatz ein steinreicher Mann zu werden.

Ganz niedergeschlagen von diesem Gedanken und mit einem wüsten Brummschädel kam er in Eifa an und erzählte sein Erlebnis; doch kaum wollte ihn jemand glauben trotz seiner Wahrheitsliebe, sondern die Mehrzahl seiner Zuhörer meinte, daß käme vom "Supen" des guten und überaus starken Bieres, das schon immer zu Biedenkopf in rauhen Mengen gebraut und vertilgt wurde. Daher sei es dem braven Mitbürger flimmrig vor den Augen geworden, so daß er im Dunkeln mit dem Kopf wider einen Baum gerannt sei. 

Nun mag man schwerlich feststellen, was an dieser Sache war. Der Schatz aber wartet noch immer auf das Sonntagskind, dem er bestimmt ist. 
(Carl Pfeil jr.)